In den vergangenen 15 Jahren sind aus dem HGI 16 Start-ups hervorgegangen. Emproof ist eines davon.
Marc Fyrbiak, Philipp Koppe und Benjamin Kollenda haben die Promotion in IT-Sicherheit so gut wie in der Tasche und viel vor: Noch im Jahr 2018 wollen sie ihre gemeinsame Firma Emproof gründen und Kunden dabei helfen, ihr geistiges Eigentum gegen Produktpiraterie zu schützen. Bald erhalten die drei Unterstützung durch eine weitere Vollzeitkraft und bieten auch studentische Abschlussarbeiten zu verwandten Themen an.
Wenn Sie Emproof erst Ende dieses Jahres gründen – was sind Sie drei dann jetzt? Sie arbeiten doch schon zusammen?
Koppe: Die eigentliche Firmengründung ist ein formaler Akt – da wird der Gesellschaftsvertrag unterschrieben, den man vorher ausgehandelt hat, und dann ist man eine GmbH. Das Gewerbe muss angemeldet werden, und der Handelsregistereintrag wird gemacht, das dauert alles so zwei bis vier Wochen. Bis dahin sind wir eine GbR, also eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts, das ist man automatisch, sobald man irgendwas Geschäftliches zusammen unternimmt.
Wann haben Sie beschlossen, sich selbstständig zu machen?
Koppe: Die ursprüngliche Idee hatten wir Anfang 2014, da waren wir zusammen mit Christof Paar, unserem Professor vom Lehrstuhl Eingebettete Sicherheit, in den USA und haben einfach gebrainstormt. 2016 wurde das dann konkreter in Richtung Firma, da haben wir bei der Worldfactory der RUB am IT-Security-Pitch teilgenommen.
Fyrbiak: 2017 war die Arbeit an der Promotion so weit fortgeschritten, dass wir mehr Zeit hatten, uns konkrete Gedanken zu machen und an der Firmengründung zu arbeiten und unseren Prototypen umzusetzen.
"Das Stichwort heißt Reverse Engineering. Das wollen wir vereiteln." – Philipp Koppe
Was ist Ihr Produkt?
Koppe: Wir bieten den Schutz geistigen Eigentums in der Software von Mikrocontrollern an, also schützen eingebettete Systeme vor Produktpiraterie. Das geht mit einem Zusatzprogramm, das die Maschinensprache des Microcontrollers so verschleiert, dass man aus der Analyse des fertigen Systems nicht mehr so leicht Rückschlüsse auf die zugrunde liegende Programmierung ziehen kann. Das Stichwort heißt Reverse Engineering. Das wollen wir vereiteln.
Fühlen Sie sich durch Ihr Studium und die Promotion gut gewappnet für die Firmengründung und die Selbstständigkeit?
Kollenda: Die grundlegenden Techniken wie zum Beispiel die Programmanalyse haben wir im Studium und in der Promotion gelernt. Vieles andere ist learning by doing. Wir wissen noch nicht, was da so alles auf uns zukommen wird, vieles ergibt sich erst.
Durch die Forschung sind wir aber geübt darin, uns auf Neues einzulassen. Ich bin deswegen sehr zuversichtlich. Und selbst wenn es nicht klappt mit der Selbstständigkeit, kann man aus Fehlern auch lernen. Das Scheitern ist nicht schlimm für den Lebenslauf.
"Es gibt hier ein sehr gutes Netzwerk von Gründern." – Marc Fyrbiak
Gibt es darüber hinaus Unterstützung für Firmengründer?
Fyrbiak: Wir bekommen unter anderem Unterstützung durch Cube 5, den Gründungsinkubator am Horst-Görtz-Institut. Das Programm ermöglicht uns zum Beispiel, einen Berater unserer Wahl zu engagieren, der uns bei der Firmengründung unterstützt.
Außerdem gibt es hier ein sehr gutes Netzwerk von Gründern, sodass man sich gegenseitig hilft und Tipps gibt. Wir profitieren zudem sehr von der engen Anbindung an den Lehrstuhl Eingebettete Sicherheit, an dem wir offiziell angestellt sind.
Herrscht in der IT-Branche gerade eine Art Goldgräberstimmung? Werden auf diesem Gebiet besonders viele Unternehmen gegründet?
Kollenda: Am Horst-Görtz-Institut gab es in den vergangenen zehn Jahren 16 Start-ups. In München und Berlin boomt es zurzeit auch sehr. Noch mehr allerdings in den USA, allen voran natürlich in und um das Silicon Valley. Das dortige Netzwerk aus Gründern und die Nähe zu Investoren sowie die im Vergleich zu Deutschland einfachere Firmengründung sind große Standortvorteile.
Allgemeiner Hinweis: Mit einer möglichen Nennung von geschlechtszuweisenden Attributen implizieren wir alle, die sich diesem Geschlecht zugehörig fühlen, unabhängig vom biologischen Geschlecht.