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Wert einer diversen Perspektive für die IT-Sicherheitsforschung

Anlässlich des Internationalen Tags der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft am 11. Februar teilen CASA-Forscherinnen ihre Perspektiven zur Relevanz von diversen Teams in der Forschung.

Women in Science Day / CASA

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Förderung/Stärkung der IT-Sicherheit durch Vielfalt und Repräsentation
Ob in den Bereichen Kommunikation, Gesundheit oder Mobilität – IT-Sicherheit spielt eine entscheidende Rolle in sämtlichen gesellschaftlich relevanten Feldern. Die fortschreitende Verknüpfung zwischen der digitalen und physischen Welt bringt ständig neue Herausforderungen und Fragestellungen mit sich. Für Institutionen, Unternehmen, Behörden und jeden einzelne Person wird das Thema IT-Sicherheit immer drängender und komplexer, da die Anzahl der Cyberangriffe und die Raffinesse der Angriffsmethoden ständig zunehmen.

Daher bedarf es innovativer Lösungen und Ideen, die auch durch die Forschung im Bereich der IT-Sicherheit entwickelt und vorangetrieben werden. Die Tatsache, dass die Mehrheit der Forschenden in vielen Bereichen der IT-Sicherheit männlich ist, wird immer wieder kritisch hinterfragt, da die individuellen Perspektiven jedes Forschenden die Herangehensweise, die Untersuchungen, Lösungsansätze und letztendlich die Ergebnisse maßgeblich beeinflussen. Dies macht deutlich, wie wichtig es ist, vielfältige Teams zu fördern und eine stärkere Repräsentation von Frauen zu gewährleisten.

Perspektiven von CASA-Forscherinnen
Im Jahr 2015 rief die Generalversammlung der Vereinten Nationen den „Internationalen Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft“ ins Leben, der seither jedes Jahr am 11. Februar die Notwendigkeit einer gleichberechtigten Beteiligung von Frauen in Wissenschaft, Technologie und Innovation betont. Aus diesem Anlass teilen drei Forscherinnen aus verschiedenen Research Hubs unseres Exzellenzclusters CASA in Bochum ihre Gedanken zur Frage "Warum die weibliche Perspektive für die Forschung in der IT-Sicherheit von entscheidender Bedeutung ist":
 

  • Yixin Zou ist Principal Investigator (PI) des Usability-Hubs unseres Clusters und Mitglied des Tenure-Track-Fakultätsmitglieds des Max-Planck-Instituts für Sicherheit und Privatsphäre (MPI-SP). Sie leitet dort die Gruppe "Human-Centered Security and Privacy".
     „Die Berücksichtigung der weiblichen Perspektive ist entscheidend für die Förderung der Inklusion in der IT-Sicherheitsforschung: Frühere Studien im Bereich der nutzerzentrierten Sicherheit und Privatsphäre haben negative Stereotypen aufgedeckt, die Frauen als leichtgläubiger und emotionaler in Sicherheits- und Datenschutzfragen darstellen und ihr Verhalten im Vergleich zu Männern als weniger sicher einschätzen. Solche Stereotypen können bestehende geschlechtsspezifischen Unterschiede noch verstärken und Frauen die Möglichkeit nehmen, sich selbst zu schützen. Darüber hinaus zeigen Forschungsergebnisse, dass Frauen und Männer auf unterschiedliche Weise Ratschläge zu Sicherheit und Datenschutz einholen: während Frauen Ratschläge von Vertrauenspersonen bevorzugen, wählen Männer eher Online-Inhalte.
    Geschlechtsspezifische Unterschiede haben noch verheerendere Folgen in Hochrisikofällen: Meine bisherige Forschung konzentrierte sich auf technologiegestützte häusliche Gewalt, bei der Spionage-Software, mobile Apps und Smart-Home-Geräte zunehmend eingesetzt werden, um Überlebende in missbräuchlichen Beziehungen zu überwachen und zu belästigen, was überproportional Frauen betrifft.
    Persönliche Erfahrungen und Vorurteile von Forschenden beeinflussen ihre Forschungsansätze. Geschlechtsspezifische Annahmen können sich auf das Studiendesign, die Rekrutierung von Teilnehmer*innen, die Interpretation von Daten und andere Aspekte auswirken. Eine entscheidende Maßnahme für die IT-Sicherheitsforschung besteht darin, die Vertretung von Frauen in der Belegschaft zu stärken, ihre Perspektiven anzuhören und die Ressourcen für Forschung und Interessenvertretung bereitzustellen. Dadurch können geschlechterspezifische Unterschiede beseitigt und unterschiedliche Standpunkte berücksichtigt werden, die die Bedürfnisse jedes Einzelnen widerspiegeln.“
     
  • Clara Schneidewind ist PI unseres Research Hubs "Kryptographie der Zukunft" unseres Exzellenzclusters CASA und Sprecherin unseres Equal Opportunities & Diversity Boards. Am MPI-SP leitet sie die Heinz-Nixdorf-Forschungsgruppe für Kryptowährungen und Smart Contracts.
     „Der Finanzsektor ist seit jeher männlich dominiert, insbesondere im Bereich der Kryptowährungen, wo Technologie und Wirtschaft aufeinandertreffen. Mich beunruhigt diese Situation in Anbetracht der tiefgreifenden gesellschaftlichen Auswirkungen von Technologien wie Kryptowährungen. Sie können die Zukunft des Zahlungsverkehrs prägen und die von den Regierungen eingeführten Währungen beeinflussen. Es gibt grundlegende Fragen, die geklärt werden müssen, wie z. B. die Frage, wem wir die Verwaltung solcher Systeme anvertrauen (z. B. die Definition der Rolle der Banken oder die Prüfung der Möglichkeit, direkte Konten bei Zentralbanken einzurichten). Außerdem muss festgelegt werden, welchen Grad an Privatsphäre wir uns von diesen Systemen wünschen (z. B. Festlegung der Umstände, unter denen die Verfolgung bestimmter Zahlungen zulässig sein soll).
    Auch wenn die Entscheidungen letztlich nicht von uns getroffen werden, halte ich es für wichtig, dass Frauen aktiv an der Entwicklung von Lösungen mitwirken. Ihre Perspektiven und Beiträge spielen eine entscheidende Rolle, um einen umfassenden und integrativen Ansatz bei der Umsetzung dieser Technologien zu gewährleisten.“
     
  • Elisabeth Krahmer ist Doktorandin am Lehrstuhl für Security Engineering an der Ruhr-Universität Bochum und Teil unseres Research Hubs "Eingebettete Sicherheit". Sie engagiert sich in unserem Equal Opportunities & Diversity Board.
    „Es gibt zwei wesentliche Gründe, warum ich mich für eine stärkere Vertretung von Frauen in der IT-Sicherheitsforschung einsetze. Erstens glaube ich an den gesellschaftlichen Nutzen von Diversität. Die Forschung lebt, wie viele andere Bereiche des Lebens auch, von einer Vielfalt von Perspektiven. Neben anderen Faktoren beeinflusst auch das Geschlecht unser Denken und unsere Problemlösungsansätze. Eine Forschungsgemeinschaft, die von (weißen, heterosexuellen, westlichen, gesunden) Männern dominiert wird, birgt großes ungenutztes Potenzial, das nur durch eine Diversifizierung der Mitglieder erschlossen werden kann.
    Der zweite Grund bezieht sich auf das Arbeitsumfeld. Ich beobachte, dass die Vielfalt in unserem Team (mit drei Doktorandinnen) unsere Dynamik positiv beeinflusst. Ich glaube, dass ein offener Umgang mit Herausforderungen, einschließlich Misserfolgen, entscheidend für den Fortschritt ist, sowohl in der Gesellschaft als auch im Bereich der Forschung. In meiner Erfahrung neigen Frauen dazu, offener mit Fehlschlägen umzugehen als Männer.”

Potenziale freisetzen: Gestaltung inklusiver IT-Sicherheitslösungen
Wie die individuellen Einblicke unserer Forscherinnen verdeutlichen, ist die Vielfalt in Teams der Schlüssel zur Berücksichtigung möglichst vieler Perspektiven und Bedürfnisse. Diverse Teams bringen eine breite Palette von Fähigkeiten und Erfahrungen mit sich, die dazu beitragen, beispielsweise Vorurteile in Daten, Algorithmen, Modellen und Technologien zu vermeiden. Folglich können integrative und unvoreingenommenere Systeme und Lösungen entstehen. Die Förderung der Geschlechtervielfalt in der IT-Sicherheit ist daher von erheblicher gesellschaftlicher Bedeutung und stellt einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil dar. Dennoch deutet der nur sehr langsame Anstieg der Anzahl von Studentinnen in der Informatik in Deutschland darauf hin, dass noch viel Arbeit zu leisten ist. Dies ist eine wichtige Herausforderung, der wir uns als Exzellenzcluster stellen.

Weitere Informationen zu den Forscherinnen unseres Exzellenzclusters CASA und ihren Forschungsschwerpunkten gibt es auch in der spannenden Reihe "Women in IT Security".

Allgemeiner Hinweis: Mit einer möglichen Nennung von geschlechtszuweisenden Attributen implizieren wir alle, die sich diesem Geschlecht zugehörig fühlen, unabhängig vom biologischen Geschlecht.