In der IT-Sicherheit sind Codes von elementarer Bedeutung. Dass man sie auch ästhetisch umdeuten kann, zeigt der Künstler Reinhard Doubrawa in seinen Werken. Der Kölner Künstler hat eigens für diesen Anlass die Auszeichnung des 9. IT-Sicherheitspreises der Horst Görtz-Stiftung gestaltet, der am 10. November im Veranstaltungszentrum der Ruhr-Universität Bochum verliehen wird. Das Gewinner-Team erhält ein Preisgeld von 100.000 Euro – und die künstlerisch gestaltete Urkunde. Eine Anmeldung zur Preisverleihung ist hier möglich.
Die aus Edelstahl gefertigte Scheibe zeigt ein homogenes, frei gestaltetes Muster von Strichen und Bögen, die den Betrachtenden viel Raum für eigene Assoziationen bieten. Die Formen, die aus dem Material ausgeschnitten sind, füllen die Scheibe bis in ihre Randgebiete. Dabei basieren sie auf dem typographisch modifizierten Buchstaben des Wortes „PROTECTED“.
Im Interview erklärt der Künstler unter anderem, wie er an die Gestaltung des Preises herangegangen ist.
Herr Doubrawa, welches Zeichen haben Sie heute schon wahrgenommen?
Das Wirken von Zeichen, im Sinne von Verkürzungen oder Komprimierungen von Kommunikationseinheiten, findet im Hintergrund statt. Ganz sicher habe ich zwischen Aufstehen und Frühstücken schon eine unüberschaubare Anzahl an Zeichen wahrgenommen und decodiert – ohne etwas davon mit bekommen zu haben, also ohne bewusstes Erleben eines einzelnen Zeichens. Ein vor meinem Atelier neu aufgestelltes Umleitung-Schild hat heute allerdings meine spontane Aufmerksamkeit gewonnen.
In ihren Arbeiten setzen Sie sich auch mit Codes auseinander, die in der IT-Sicherheit bekanntlich eine entscheidende Rolle spielen. Wie ist ihr Fokus auf das Thema Zeichen und Codes entstanden?
Mich beschäftigt die Frage, worauf meine Vorstellung und mehr noch, mein Empfinden und Erleben einer wahren Wirklichkeit beruht. Besitz diese Wirklichkeit eine allgemeine Gültigkeit? Zeichen werden erst durch Kommunikations-Vereinbarungen, also den Codes, mit Bedeutung belegt. Diese Vereinbarungen ihrerseits werden von uns aber permanent neu verhandelt und auch modifiziert. Befasst man sich mit einem Zeichen, entsteht dahinter ein neues. Was ich damit sagen will: Ich lebe in einer Welt der Zeichen, in der ich mich über Zeichen ausdrücke.
Was assoziieren Sie mit dem Thema Cybersecurity?
Mir wird in den Medien immer wieder suggeriert, dass ich damit “etwas“ zu tun haben müsste, “etwas“ darüber wissen müsste und mein Handeln notwendig wäre. Ich weiß allerdings nicht genau, worum es sich dabei praktisch handelt. Meine Praxis als Nutzer des World Wide Web findet auf der Oberfläche der Kommunikation statt, sie ist auf Inhalte konzentriert. Die im Hintergrund stattfindenden, notwendigen Prozesse liegen für mich in einer mir unbekannten Grauzone. Allerdings interessiert mich die Frage, ob und wie die Wechselbeziehung zwischen Freiheit und Sicherheit in dem Zusammenhang von diesen Hintergrundprozessen beeinflusst wird.
Wie sind Sie an die Gestaltung des Preises zum 9. Deutschen IT-Sicherheitspreises herangegangen?
Die vorhin beschriebene so genannte Grauzone, ist ein Bereich, der sich meiner Wahrnehmung entzieht. Ich besitze kein Sensorium, das mir Sicherheit für eine Orientierung geben würde. Meine Irritation darüber habe ich in einem einfachen Buchstabenmuster visualisiert, das durch Trennungen eines Begriffs in Silben und durch Drehung und Spiegelung dieser Silben zustande kommt. Es ist auf Anhieb nicht selbsterklärend. Allerdings ist eine Entschlüsselung des Codes hier jedem möglich, dem das System der lateinischen Buchstaben bekannt ist.
Was war Ihnen bei der Gestaltung besonders wichtig?
Mir war es einfach wichtig, dass die Preisträger*innen eine Urkunde erhalten, die eine Spur von Unbekanntem, von Unsicherem besitzt.
Vita Reinhard Doubrawa
Reinhard Doubrawas künstlerische Praxis ist medien- und genreübergreifend. Er setzt sich mit Fragen nach dem Zustandekommen von Bedeutung im Zusammenhang mit alltäglichen Zeichen und Codes auseinander. Seine Arbeit bewegt sich dabei vorwiegend im Bereich zwischen Sprache und Bild. Doubrawa, Jahrgang 1963, studierte von 1990 bis 1995 an der Kunsthochschule Kassel und an der Kunstakademie Düsseldorf. Er schloss das Studium 1995 als Meisterschüler von Urs Lüthi ab. Seine Arbeiten werden Europa weit in Galerien und Museen gezeigt. Doubrawa lebt und arbeitet in Köln.
Über den Deutschen IT-Sicherheitspreis
Die Horst Görtz-Stiftung vergibt seit 2006 alle zwei Jahre den Deutschen IT-Sicherheitspreis. Mit der Auszeichnung möchte die Stiftung dazu beitragen, die Position von IT-Sicherheit aus Deutschland zu festigen und zu fördern – und auf diese Weise einen Beitrag zur Stärkung der Innovationskraft der deutschen Wirtschaft zu leisten.
Hochrangige Speaker*innen auf der Innovationskonferenz Cybersicherheit
Flankiert wird die Preisverleihung in diesem Jahr wieder von der Innovationskonferenz Cybersicherheit des Bitkom. Speaker*innen sind dort unter anderem Dr. Markus Richter, Staatssekretär im Bundesministerium des Innern und für Heimat sowie Beauftragter der Bundesregierung für Informationstechnik (CIO Bund), sowie Julia Herrmann, Head of Security Architecture and Cyber Defense at Giesecke+Devrient. Weitere hochrangige Vertreter*innen aus Wirtschaft und Forschung sprechen in den insgesamt sechs Panels zu Themen wie Network & Infrastructure Security, Hardware Security oder Artificial Intelligence Security. Das Event findet in Teilen online statt.
Das detaillierte Programm und eine Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie hier.
Pressekontakt
Christina Scholten, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit am Horst-Görtz-Institut für IT-Sicherheit, Tel: +49-(0)234-32-27130, E-Mail: christina.scholten(at)rub.de
Weiterführende Informationen finden Sie unter www.deutscher-it-sicherheitspreis.de und unter www.hgi.rub.de.
Allgemeiner Hinweis: Mit einer möglichen Nennung von geschlechtszuweisenden Attributen implizieren wir alle, die sich diesem Geschlecht zugehörig fühlen, unabhängig vom biologischen Geschlecht.