IT-Sicherheit trifft auf Industriekultur
Nach der erfolgreichen (digitalen) Premiere des Women in Security and Cryptography (WISC) Workshops in 2021, fand der Workshop in diesem Jahr vor Ort in Bochum statt. Die 50 Teilnehmerinnen aus zwölf verschiedenen Ländern, die sich erfolgreich um die Teilnahme beworben hatten, trafen sich im Dampfgebläsehaus der Jahrhunderthalle Bochum. Mitten auf dem Gelände des beeindruckenden Industriedenkmals erwartete die Teilnehmerinnen an den drei Workshoptagen ein vielfältiges Programm aus Vorträgen, Mini-Workshops, Posterpräsentationen, Lightning Talks und Networking-Aktivitäten. Bei einer Kurzführung konnten sie außerdem in die "Unterwelt" der Jahrhunderthalle hinabsteigen und so der Geschichte des Ruhrgebiets noch näherkommen.
Wissen teilen und Vernetzen
Das Exzellenzcluster CASA hat sich das Ziel gesetzt, den WISC-Workshop als Plattform für internationale Nachwuchswissenschaftler*innen zu nutzen, um sich bereits in der Frühphase ihrer Karriere zu vernetzen und den Teilnehmer*innen gleichzeitig ein wertvolles wissenschaftliches Programm zu bieten. So begann der erste Workshop-Tag mit einem "Speed-Dating", um direkt das Eis zu brechen und erste Kontakte zu knüpfen. Als Referentinnen hatte das Cluster für die drei Workshoptage hochrangige Expertinnen aus Wissenschaft und Industrie zu unterschiedlichen fachlichen Themen gewinnen können:
- Cynthia Sturton, University of North Carolina at Chapel Hill: “Bringing Symbolic Execution to the Security Verification of Hardware Designs”.
- Yixin Zou, Max-Planck-Institut für Sicherheit und Privatsphäre: "Learning from the People: A Human-Centered Approach in Security and Privacy Research”.
- Shruti Tople, Microsoft Research: “Unlocking the Vault: Analyzing Data Leakage in Language Models”.
- Maria Eichlseder, Technische Universität Graz: „Ascon - The new NIST standard for lightweight cryptography“.
- Jade Philipoom, Google/Open Titan: “The Joy of Cryptographic Implementation”.
- Claudia Diaz, Katholieke Universiteit Leuven: “The Nym network: Incentivized mixnets”.
Die Vorträge der Referentinnen sowie die Lightning Talks und Posterpräsentationen der Teilnehmerinnen boten die Möglichkeit, neue Forschungsthemen kennenzulernen, offene Forschungsfragen zu diskutieren und Ideen auszutauschen.
Unterstützen und Fördern
Ein besonderes Highlight des ersten Workshoptages war die Verleihung der Ehrendoktorwürde an die Informatikerin Tal Rabin. Mit der Verleihung würdigte die Fakultät für Informatik der Ruhr-Universität Bochum sowohl die herausragenden wissenschaftlichen Leistungen von Tal Rabin auf dem Gebiet der Kryptographie als auch ihr jahrzehntelanges Engagement für die Förderung junger Wissenschaftlerinnen. In ihrer Laudatio betonte ihre Kollegin Tal Malkin, wie sehr Tal Rabin nicht nur ihr eigenes Leben, sondern auch das von unzähligen anderen Menschen in der wissenschaftlichen Gemeinschaft entscheidend geprägt hat - als "Forscherin, Mentorin, Freundin, Mutter, Tochter, Kollegin, Chefin, Vorbild". Tal Rabin, welche die Schwesterkonferenz der WISC - die "Women in Theory" - ins Leben gerufen hat, war zudem Keynote-Speakerin des ersten Women in Security and Cryptography Workshops in 2021.
Entscheidungen treffen und Fehler machen
Persönliche Einblicke, offene Worte und Ratschläge erhielten die Teilnehmerinnen insbesondere am zweiten Workshoptag: In der Podiumsdiskussion zum Thema "Academia vs. Industry: Opportunities and Challenges" sprachen die Referentinnen sowie Friederike Schneider, Geschäftsführerin des Startup-Inkubators Cube 5 über wichtige Erkenntnisse und Erfahrungen, die sie im Laufe Ihrer persönlichen Karrierewege gemacht haben sowie die Vereinbarkeit von Familie und Karriere. Gemeinsam mit den Teilnehmerinnen reflektierten sie über die verschiedenen Rollen, die man als Wissenschaftler*in vereint, das Treffen von Entscheidungen und wesentliche Fähigkeiten, wie das Grenzen setzen und priorisieren.
Die Podiumsdiskussion wurde von CASA PI Veelasha Moonsamy, Mitorganisatorin der WISC 2023, moderiert, die betonte, dass die Wahl der Themen für die Podiumsdiskussion weitgehend von den Motivationsschreiben der Teilnehmerinnen bestimmt wurden.
"Für mich zeigt dies, dass die nächste Generation junger Sicherheitsforscherinnen aktiv über ihren Karriereweg nachdenkt, sei es im akademischen Bereich oder in der Industrie. Es besteht die Hoffnung, dass wir allmählich daran arbeiten können, die "Leaky Pipeline" zu reparieren, wenn es darum geht, weibliche Talente zu gewinnen und zu halten."
Am letzten Workshop-Tag stellte Jana Bodenstedt den Teilnehmerinnen zu Beginn die eurobits women academy (ewa) vor und sprach mit ihnen über ihre persönlichen Erfahrungen beim Einstieg in die Cybersicherheit. In zwei Mini-Workshops gab es später am Tag die Möglichkeit, praktische Kenntnisse zu erlangen – zur Vorbereitung und Umsetzung von wissenschaftlichen Präsentationen und zum Thema Allyship und Netzwerke.
Abschied und Fazit
Hochmotiviert und mit wertvollen Erfahrungen und Eindrücken im Gepäck machten sich die Teilnehmerinnen wieder auf den Heimweg – wie es Jiun Tang, Royal Holloway, University of London, zusammenfasst:
"Die WISC 2023 bot mir eine großartige Gelegenheit zu lernen. Das Programm wurde vom CASA-Team sehr sorgfältig zusammengestellt, sodass wir ein unterstützendes Umfeld vorfanden, in dem wir lernen, über unsere Forschung sprechen und sie präsentieren konnten. Wir haben ein eigenes kleines Netzwerk aufgebaut, um uns weiterhin gegenseitig zu inspirieren.“
Auch Marieke Dohrmann, Organisatorin des Women in Security and Cryptography Workshops, zog eine positive Bilanz zum erfolgreichen Event:
"Es ist toll zu sehen, wie so viele junge Nachwuchswissenschaftler*innen aus verschiedenen Ländern zusammenkommen, um gemeinsam zu lernen, sich zu vernetzen und über Themen zu sprechen, die sie begeistern. Ich bin allen Mitwirkenden dankbar, dass wir so ein abwechslungsreiches, interessantes Programm zusammenstellen konnten und freue mich, dass die Teilnehmerinnen nicht nur an technischen Themen interessiert waren, sondern auch an Gesprächen darüber, wie wir Diversität in der IT-Sicherheit fördern und Barrieren immer weiter abbauen können."
Danke an alle Teilnehmerinnen, Sprecherinnen und Mitwirkenden! Wir freuen uns auf die WISC 2025!
Weitere Informationen und Fotos zur WISC 2023
Allgemeiner Hinweis: Mit einer möglichen Nennung von geschlechtszuweisenden Attributen implizieren wir alle, die sich diesem Geschlecht zugehörig fühlen, unabhängig vom biologischen Geschlecht.